Ein bisschen wie nach Hause kommen

Huhu ihr Lieben!

Ja, wie nach Hause kommen fühlt es sich an, wenn man nach einem Jahr Abwesenheit in die Stadt zurück kommt, in der man zwei Jahre gelebt hat.
Die meisten wissen es nach den Infos sofort: Wir waren in Sankt Petersburg. Ein kleiner Kurzurlaub, um genau dieses Gefühl zu bekommen: nach Hause kommen. Wenn man an einem Ort für eine gewisse Zeit gelebt hat, dann entwickelt man ganz automatisch eine Verbindung dazu. Und wenn man diesen Ort verlässt,  lässt man immer ein kleines Stück Herz dort.

Ankunft

Ankunft

Das klingt aber alles dramatischer als es ist. In Wirklichkeit ist es sogar ein sehr schönes Gefühl. Wenn man ankommt, fühlt man sich sofort wieder wohl, denn es ist schließlich ein bekanntes Umfeld. Der etwas andere Urlaub also. Schließlich macht sonst das Neue und Unbekannte den Urlaub aus.
Schon im Vorfeld schmiedet man Pläne, wo man unbedingt hin muss, was man unbedingt wieder sehen, essen, riechen, machen will… Und recht schnell wird einem klar, dass so ein Kurzurlaub einfach nicht reicht, um das Gefühl von zwei Jahren Leben wieder zu erwecken. Aber das ist halb so wild. Schließlich kann man ja wieder und wieder kommen.
Entgegen der allgemeinen Meinung, ist es auch gar nicht schwer, ein Visum für Russland zu bekommen. Ja, ich gebe es zu, wir waren im Vorteil, weil wir schon das ein oder andere Visum organisiert haben. Aber das ist alles kein Hexenwerk und es gibt ja Agenturen, die sich auf solche Visa spezialisiert haben. (Wer Adressen oder Infos haben mag, darf sich gerne melden 🙂 )

Das gewohnte Gefühl begann in unserem Fall bereits im Flieger. Schließlich gab es Zeiten, da saß man mindestens 2x im Monat im Flieger von Sankt Petersburg nach Frankfurt (und zurück) oder sonst wo hin (Helsinki, Rejkjavik, Sochi,…). Aber Frankfurt – Sankt Petersburg ist schon die Stammstrecke gewesen und somit hat der Urlaub genau dann angefangen, als unsere Popos die Sitze des Airbus berührt haben und wir auf den obligatorischen Tomatensaft gewartet haben.

Dann das erste Mal Einreisen mit einem Privatvisum. Ist alles OK? Wollen die irgendwas wissen?
Ja, es ist alles OK und nein, sie wollen nichts wissen. Also: Willkommen zurück! Endlich wieder original russischen Boden unter den Füßen. Gleich dran denken: Immer schön auf Stolperfallen achten 🙂

Nevsky Prospekt

Nevsky Prospekt

Schon auf dem Weg vom Flughafen zur Innenstadt fallen uns unendlich viele Dinge auf, die neu oder anders sind. Aber eben auch genau so viele Dinge, die immer noch so sind, wie sie zu unserer Zeit waren. Im Hotel angekommen, stürmten wir auch gleich zum Fenster, das glücklicherweise zu der Straße hinaus zeigte, in der wir gelebt haben: zum Nevsky Prospekt. ZU HAUSE!!!

Das Treiben, in dem wir uns damals selbst täglich wieder gefunden haben, auf dem Weg zur Arbeit und zurück, zum Einkaufen, Essen gehen, Sport treiben,… aus einem völlig neuen Blickwinkel betrachtet. Zum Einen natürlich leicht erhöht und zum Anderen als Touristen.

Auch abends ging es sofort los, die To-Dos abzuarbeiten. Als erstes auf der Liste: unser geliebtes Sushi-Restaurant. Und wie immer zur Sommerzeit bringt einen die Helligkeit total durcheinander. Man bekommt einfach nicht mit, wie spät es ist und so passiert es dann, dass man mal eben um 22 Uhr zum Abend essen schlendert. Nun gut. Passiert 😉

Auch die nächsten Tage waren ein sehr schönes Mix aus bekannte Ecken wieder entdecken und neue Orte erkunden. So haben wir zum Beispiel das erste Mal die Aussichtsplattform der Isaakskathedrale besucht und Sankt Petersburg von oben gesehen. Welch ein wundervoller Anblick! Außerdem haben wir das erste Mal Sankt Petersburgs grüne Lunge erkundet, eine kleine, ausschließlich grüne Insel namens Elagin Ostrov. Wirklich sehr sehr schön für einen kleinen oder auch größeren Spaziergang bei schönem Wetter, so wie wir es hatten. Spätestens dort hat man auch gemerkt, wie nah man am Meer ist. Es hat nämlich ganz gut gewindet um die Nase rum 😉

Aussicht Isaakskathedrale

Aussicht Isaakskathedrale

Wir haben uns dann noch wie die waschechten Touristen in einen der Doppelstockbusse gesetzt und uns durch “unser” Revier fahren lassen. Auch das hat sich absolut gelohnt, denn man hat so viel Neues gehört über Orte, die man schon kannte. Oder eben Orte kennen gelernt, die man noch nicht gesehen hat.

Diese Mischung hat diesen Urlaub zu etwas ganz besonderen gemacht. Eindrücke gibt es in Bildform, wie üblich, unter folgendem Link -> KLICK! Diesmal habe ich meine gute Kamera aber zu Hause gelassen und nur ein bisschen mit dem Handy geknipst. Erwartet also nichts also Großartiges (haha, hat das jemals jemand bei meinen Bildern? ^^). Ich habe mich so viel mehr mal auf das Umfeld konzentriert und nicht nach DEM Motiv gesucht. Eben auch mal sehr entspannend. Trotzdem gibt es, ebenfalls wie üblich, zu jedem Bild eine kleine Beschreibung, die beschreibt, was ihr seht. Alle Bilder hintereinander geben dann schon fast einen lückenlosen Urlaubsbericht.

Ich wünsche euch nun viel Spaß bei den Bildern.
Bis zum nächsten Eintrag!

Eure Nadine

Alles hat ein Ende!

Nur die Wurst hat 2! Haha..
Ja Russland geht zu Ende. Dies ist offiziell mein letzter Post aus Russland… Und genau genommen bin ich nicht mal mehr auf russischem Boden.
Ich Sitze am Flughafen hinter der Passkontrolle und das Boarding für meinen Flug hat soeben begonnen.
Es heißt nun also ganz endgültig Abschied nehmen von diesem tollen Leben hier! Aber ich komme wieder! Das steht fest für mich. Russland ist ein tolles Land, mit Eigenheiten die sich die Deutschen ruhig ein bisschen abgucken können. (Aber bitte nicht zu viel. 🙂 ). Sankt Petersburg ist eine tolle Stadt. Ich wünsche jedem, dass er dieses Land auch mal besuchen kann und es so kennenlernt wie ich es durfte.

Nun ist wirklich Zeit zu gehen.
Bye bye Russland!  Я тебя люблю!

Sankt Petersburg als Touri

Lisa und ich und..?

Lisa und ich und..?

Beste Freundinnen sind die, die einen besuchen kommen… vollkommen egal, wo man auf der Welt untergebracht ist!!

Lisa, meine beste Freundin seit so vielen Jahren (wir zählen mal die postpubertäre Auszeit nicht mit rein^^) kam im Juli nach zwei Jahren endlich mal zu Besuch. Das Timing war aber mal sowas von perfekt! Denn in einer Woche geht das Abenteuer Russland für mich zu Ende und so konnte ich “meine” Stadt nochmal als Touri erleben. Und als Touri erlebt man nun mal ALLES!!

Es war toll zu sehen, wie ein Russland-Neuling die Dinge erlebt im Vergleich zu mir “alten Hasen”. Die Eigenheiten, die man teilweise sogar schon zu schätzen gelernt hat, gehen der deutschen Ordungs-Natur natürlich erst mal auf die Nerven.

Was wir alles gemacht haben: Nevskyi-Prospekt rauf und runter, Blutskirche, Kasaner Kathedrale, Café Singer, Anchikov-Brücke, Bank-Brücke, Eremitage, Admiralität, Isaakskathedrale, Alexanderpark, Eherner Reiter, Bootstouren (Kanäle, Baltisches Meer, Brücken bei Nacht), Fabergé-Museum, Katherinenpalast mit Bernsteinzimmer, Peter-und-Paul-Festung, Ladoga-See, Sankt Petersburger Night Life und uns natürlich kulinarisch durchs Angebot gefuttert.

Das nur eine klitzekleine Zusammenfassung der ziemlich vollgepackten Woche. Farbige Eindrücke gibt es wie üblich hier!

Toll war’s! Schön, dass du da warst! Ich hab dir mega lieb, Entlein! ❤

Vom Verlassen der Komfortzone…

Heute mal ein Beitrag, der etwas anders ist als die anderen vorher. Aber so anders ist er dann doch nicht, denn letztendlich stellt es so ein kleines, persönliches Resumé meiner Zeit in Russland dar. Zeit für ein Resumé ist es auch langsam Zeit, denn…. am 31.7.2014 werde ich aus der russischen Firma entlassen. Gleichzeitig werde ich zum 1.8. wieder in die deutsche Firma eingegliedert. Kurzfassung: Mein Einsatz in Russland neigt sich dem Ende. Zwei Jahre habe ich nun schon voll (Einreise war am 26.6.2012) und ich freue mich auf meine letzten Wochen hier. Perfekt geplant ist die Ankunft meiner Freundin diesen Freitag!! Eine Woche darf ich sie dann nochmal touristisch durch Sankt Petersburg führen und sehe dadurch selbst nochmal die ganze Stadt… ein letztes Mal. Ick freu ma mega auf nächste Woche, Entschööön! Kriegst sowieso nen Ehrenwimpel: Als einzige Freundin, die es geschafft hat, mich in zwei Jahren Russland zu besuchen!!

Aber nun zurück zum eigentlichen Thema. Die berühmte Komfortzone… Angefangen, mir darüber Gedanken zu machen, habe ich dank eines neuen Magazins aus Deutschland (“flow”; wer ein bisschen inspiriert werden will, dem kann ich das nur empfehlen). Hier war in der letzten Ausgabe ein Bericht darüber, dass man sich gerne in seine Gewohnheiten einigelt und man gar nicht merkt, was man verpasst. Natürlich kann man nicht alles erleben, aber das ist auch gar nicht damit gemeint. Es geht darum, spannende, unerwartete Dinge zu erleben, wenn man bereit ist, ein kleines Risiko einzugehen.
Hier in Russland ist das immer ein bisschen spürbar. So 100% ist man hier ja nie in seiner Komfortzone, schließlich ist man Ausländer! Und leider auch noch einer, der die Sprache kaum spricht. (eine Schande nach 2 Jahren Aufenthalt 😦 Ich werde weiter dran arbeiten!! Chagga!!) Man ist im Zweifelsfall also immer auf sich allein gestellt, weil man nicht mal eben auf der Straße jemanden nach dem Weg fragen kann. Das bringt einen zwar zum Einen dazu, sich bei bestimmten Terminen besser vorzubereiten (wie komm ich da hin? wie sieht es vor Ort aus?…), zum Anderen klappt das aber auch nicht immer. Und so landet man ab und an mal in Gegenden, in die man eigentlich gar nicht wollte. Das ist manchmal nicht so gut (Hilfe, Verlaufen), manchmal sieht man so aber interessante, neue Dinge.

Dieses ganze “Komfortzonen-Zeug” habe ich ganz stark gespürt, wenn es um eine meiner Lieblingsbeschäftigungen geht: Konzerte. Schon früh habe ich mitbekommen, dass in Sankt Petersburg doch wesentlich mehr bekannte Bands auftreten, als ich anfangs dachte. So habe ich also schon im August 2012 die Möglichkeit bekommen, die Band KORN live zu sehen. Aber..neues Land..unbekannte Sprache.. Wie komm ich an Tickets? Im Internet habe ich eine Adresse gefunden, die gar nicht weit weg von meiner Wohnung war. Also, ab dahin. Hm, also vorne an der Straße ist es schon mal nicht, hmmm im Hinterhof auch nicht… Oder doch? Ja, da habe ich gleich zu Beginn ein besonders eigenartiges Exemplar von einem Hinterhof kennen gelernt. Hinter dem Hinterhof, gab es also einen Hinterhinterhof. Und genau so wie es klingt: Hier wäre ich ohne konkretes Ziel NIEMALS alleine hin. Schade drum, denn dort hinten habe ich dann einen riesigen Rocker-Laden gefunden. Cool, hab ich also die Underground-Szene in Sankt Petersburg entdeckt. Und Karten fürs Konzert hab ich auch noch ergattert.
Das Konzert an sich war auch ein voller Erfolg. Die Karten im Vornherein gekauft zu haben, hat sich zudem noch als sehr gute Idee erwiesen, denn die Schlange bei der Abendkasse war endlos! Wir mit den Eintrittskarten durften einfach so vorbei.

Und schon hat man einen Bereich, der vorher außerhalb der Komfortzone lag, zumindest teilweise in die Komfortzone gebracht. Natürlich ist jedes Konzert anders, aber wenn man erstmal in der Masse ist, ist man einfach Teil der Bewegung. Und genau das macht ja ein Konzert aus! Also: Einmal Überwindung und schon hat man in Zukunft ganz viel Spaß.
Nach vielen weiteren Konzerten, bei denen ich glücklicherweise immer in Begleitung gehen konnte, kam die Zeit, wo eben mal niemand mitgehen konnte. Zu dem Auftritt der einen Band wollte ich aber unbedingt. Es geht um eine russische Band, die auch international nicht bekannt ist. (Hier findet ihr einen tollen Song von “Louna”) Mir war also klar, dass das meine letzte Möglichkeit ist, die Band live zu sehen. Und schon kommt die bekannte Komfortzonen-Problematik wieder zum Vorschein. Aber da mir hier der positive “Nutzen” wesentlich größer vorkam, als mögliche negative Erfahrungen, habe ich mich also auf zu dem Konzert gemacht. Alleine…

Lacuna Coil

Lacuna Coil

Aber ich blieb nicht lange allein! Ich hatte das unglaubliche Glück, dass mich eine Russin angequatscht hat, die auch Englisch gesprochen hat. Und die hat sich gefreut, dass eine Deutsche zu einem Konzert von einer russischen Rockband geht. Letztendlich haben wir den ganzen Abend dort gemeinsam verbracht, da sie auch alleine unterwegs war. Wir waren beide froh, doch noch jemanden gefunden zu haben. Und ein weiterer positiver Aspekt war, dass man auch in Zukunft jemanden hat, mit dem man sich auf Konzerten treffen kann. Und genau so kam es dann auch. Gestern war wieder ein Konzert (dies mal waren es Lacuna Coil) und wir sind gemeinsam dort hin und hatten mega Spaß.

Lange Rede, kurzer Sinn: Sich ab und an (oder auch etwas öfter) etwas zuzutrauen, was man vorher noch nicht gemacht hat oder wovor man im Vornherein Respekt hat, ist also eine gute Möglichkeit, den persönlichen Horizont bzw. die persönliche Komfortzone zu erweitern. Die positiven Gewinne können so viel besser sein, als ihr es erwartet!

Die Konzert-Geschichte hab ich jetzt auch nur rausgekramt, um ein Beispiel zu haben. Aber allgemein hat mir Russland hier in vielen Aspekten weitergeholfen, nicht immer das Schlimmste zu erwarten. Vieles Positive hat sich gerade dann ergeben, wenn man sich in fremde Gefilde begibt. Und schon sind die Gefilde gar nicht mehr fremd. Alles in Allem bin ich so froh um diese Zeit hier. Und es wird noch viele Dinge geben, die ich an Sankt Petersburg vermissen werde. Aber das würde jetzt noch einen ganzen Bericht füllen, wenn ich damit anfinge.

Genug Geblubber für heute. Ich hoffe, ich konnte zumindest ein bisschen zum Denken anregen und euch auch meine Freude über die Konzerte ein bisschen vermitteln!

Grüße,
Eure Nadine

I MADE IT!!!

Ein freudiges Halloooooo heute von mir!!

Warum so happy? Na, ganz einfach ich habe meinen ersten Marathon in meinem Leben gefinisht!! Ja, Marathon. Und jaaa, die volle Strecke. 42,195 km …am Stück!! Aber erstmal von Vorne:

Alles hat damit begonnen, dass ich Samstag schon unterwegs war, um meine Startnummer zu holen. Die ersten Ernüchterungen kamen dann gleich dort. Nummer holen ging super schnell, aber ich war scheinbar so spät dran, dass es kein einziges mehr von den vorher angepriesenen Funktionsshirts gab. Das hat mich so sehr gewurmt!! Die T-Shirts sahen echt nicht schlecht aus und ich wollte doch unbedingt eine Trophäe vom ersten Marathon haben!! Da registriert man sich im Vorhinein und gibt dabei seine Größe an und dann bekommt man gesagt, es gab nur 2000 Stück, man wusste ja nicht wie viele Teilnehmer da sein werden. Fand ich ne ziemlich miese Ausrede. Wieso werden denn nicht wenigstens für diejenigen die Shirts zur Startnummer gepackt, die sich vorher registriert haben? Als “Trost” gab es nur ein weißes, komisches T-Shirt, das rein gar nichts mit Funktionsshirt gemein hatte und auf dem auch rein gar nichts von Sankt Petersburg-Marathon stand. Sehr ernüchternd und für mich immer noch ein großer ärgerlicher Punkt. Außerdem war die angekündigte Pasta-Party ( “Vorm Marathon NUR Kohlenhydrate essen und am besten GAAANZ VIEL davon”!) auch nicht, so wie im Vornherein angekündigt für Freunde und Familie… Zum Teil zum Glück, weil so toll war die Pasta, die ich mir holen durfte, auch nicht. Russische Kantine lässt grüßen.
Also Freund und Familie geschnappt und private Pasta-Party beim Italiener um die Ecke gemacht. Hat sich gelohnt, war mega lecker.

 

Lecker Pasta!

Lecker Pasta!

Geschlafen hab ich gar nicht gut. Aufregung, Anspannung und weiterhin das T-Shirt-Ärgernis (jaaaa, ich kann mich sehr gut in solche Kleinigkeiten reinsteigern ) haben mich ziemlich unruhig und nur ganz leicht schlafen lassen. Umso leichter ist es mir dann gefallen, um 5 Uhr aufzustehen und mich fertig zu machen. Um 6 Uhr gab es meine riesige Porridge-Portion und um 7 ging es mit den Öffentlichen los Richtung Marathon-Start, der direkt auf dem Schlossplatz vor der Ermitage war. Location war also richtig genial. Allerdings wurde nicht viel draus gemacht. Weder für Zuschauer noch für die Läufer war etwas geboten. Ziemlich schwach, aber man hat so irgendwie ein einheitliches Bild bekommen. Das war alles ein bisschen gewollt und nicht gekonnt. Aber egal, es geht ja ums Laufen.

Start und Finish

Start und Finish

Nun möchte ich euch virtuell mal mit zu meinem Lauf nehmen. Ich hoffe, auch die Nicht-Läufer unter euch haben ihren Spaß am Lesen 😉
Also, ran an den Start. Pacemaker gab es von 3:30 bis 4:30 in Viertel-Stunden-Abschnitten. (Als Erklärung: Als “Pacemaker” werden die Läufer genannt, die zu einer bestimmten Zeit ins Ziel kommen. Die sind dafür da, dass man sich als Läufer an die hängen kann und so nicht auf seine eigene Geschwindigkeit achten muss, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen) Mein Plan war, mich an den 4:15 Pacer dranzuhängen und wenn ich nicht mehr kann, mich zurückfallen zu lassen. Wenn mich gegen Ende dann der 4:30er überholt, den als Zugpferd zu nehmen bis ins Ziel. (Mein persönliche Wunschvorstellung war es also bei 4:30 ins Ziel zu kommen)

Am Start war dann so viel los, dass ich leider den 4:15er nicht mehr gefunden habe. Also bin ich mit dem 4:30er losgelaufen und hab ein bisschen einen zügigeren Schritt aufgelegt… Irgendwo musste der 4:15er ja kommen…. Dachte ich zumindest… Allerdings hab ich schon an meiner Geschwindigkeit laut GPS-Uhr gemerkt, dass er entweder schon am Start hinter mir war oder doch überhaupt nicht mit gestartet ist. Jedenfalls habe ich dann nach einiger Zeit die 4:00er Ballons gesehen und mich an die Gruppe rangehängt.
Konditionell hatte ich absolut keine Probleme. Meine Pulsuhr hat mir versichert, dass mein Durchschnittspuls über den Marathon ungefähr so hoch war, wie eine mittlere Trainingseinheit! Das ist supi!!
Meinen Halbmarathon habe ich auch dann nach 2:00 h  geschafft.. wie gesagt, konditionell ging es mir super. Allerdings hat sich ab km 19 mein Knie gemeldet. Anfangs konnte ich das noch ignorieren, zwischendrin dann allerdings nicht mehr. Schon ab km 22 ist die 4:00er Gruppe davongezogen, mein Schnitt hat sich dann konstant von 5:40 min/km  runter bis zu 6:30 min/km verschlechtert. Aber da mein Traumziel ja vor 4:30 ins Ziel zu kommen war, war das ja alles noch locker in der Toleranz..
Ab km 30 war es kopf- und körpertechnisch der pure Kampf. Das Knie tat weh und da hat dann mein Kopf angefangen zu sagen “Wie willst das denn noch ganz schaffen??” Was mich letztendlich dazu gebracht hat, das Ganze noch joggend durchzuziehen, war der Gedanke daran, dass sich die Zeit bis zum Ziel (also die Zeit, die ich noch auf 2 Beinen verbringen muss) sich umso mehr velängert, je langsamer ich laufe.  Bis km 36 bin ich dann auch einigermaßen joggend noch voran gekommen, dann hat der Körper gewonnen… Ich musste ganz dringend eine Gehpause einlegen. Aber gut für mein Selbstwertgefühl: Ich war laaaange nicht die Einzige, die da langgewatschelt ist Ich bin dann ca. 1,2 km gelaufen und bei 37,2 (also noch 4km bis Ziel) ist einer in nem locker-flockigen 6:15er Schnitt an mir vorbeigezogen. An dessen Fersen konnte ich mich dann zumindest so ca. 1,5km hängen. Danach musste nochmal eine kurze Gehpause her, weil mich eine klitzekleine Steigung ziemlich ausgehebelt hat und mein Knie nur noch wehtat. Dann hat sich wieder mein Kopf gemeldet… Ich hab angefangen zu rechnen und nur der Gedanke, dass die 4:15h rein theoretisch noch drin sind, haben mich dann wieder angetrieben. Die letzten 1,5 – 2 km habe ich es dann nochmal geschafft in 6:00min/km zu laufen.
Ab der Zielgeraden (die auch wieder direkt vor der Ermitage war) tat dann auch auf einmal nichts mehr weh. Ich wollte es nur noch schaffen und auf den Fotos lächeln. 
Im Ziel gab es dann Red Bull, Wasser und ne Banane.. Mehr hab ich nicht gebraucht, aber mir war auch nicht schlecht. Also die Kräfte waren an sich OK, aber mein Knie hat mir Probleme gemacht und später dann auch die Fußsohle.
Abends wurde es dann immer schlimmer mit der Fußsohle und seit heute morgen kann ich gar nicht mehr richtig auftreten. Knie wird sich wieder normalisieren, das hatte ich ja schon öfter. Aber um meine Fußsohle mach ich mir schon noch Gedanken. Hoffe, dass das ab morgen wieder besser wird.
Ansonsten gehts mir körperlich gut. Fühle mich gar nicht ausgelaugt oder so. Momentan sag ich trotzdem noch, dass das wohl mein einziger Marathon bleiben wird… wobei ich das vlt auch wieder über den Haufen werfen werde, wenn der Schmerz nachlässt. Es spornt schon ein bisschen an, wenn ich dran denke, dass die Kondition länger gehalten hat, als die Gelenke… Die Gelenke gewöhnen sich ja auch relativ schnell an die neue Belastung, wenn man es aufrecht erhält..
Also alles noch offen, zu welcher Distanz ich mich in Zukunft hinreißen lasse. Spaß gemacht hat es die meiste Zeit und der Zieleinlauf ist ein Gefühl, das einfach unbeschreiblich ist.

DIE TROPHÄE!

DIE TROPHÄE!

Achja, meine Zielzeit möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.

Zielzeit brutto:  4:17:19 h
Zielzeit netto:    4:14:48 h

Platzierung: 1404. von 2261 gestarteten Läufern
100. von 199 Frauen in der Hauptklasse (also 20-30 Jahre)

Ein weiterer erstaunlicher Fakt (für mich zumindest): Ich habe nach dem Halbmarathon noch 48 Läufer überholt! Ich kann mich nicht dran erinnern, wann das gewesen sein soll. In meiner Erinnerung wurde ich zum Schluss zwar nur noch überholt, aber wenn die Zahlen das so sagen?! 😀

Ein Video vom Zieleinlauf findet ihr hier .

Und das Foto von mir, das 10 Sekunden nach dem Finish entstanden ist. Kurz nachdem mir die Medaille (ha, doch noch eine Trophäe!) umgehängt wurde.

Finish!

Finish!

 

Jetzt heißt es erstmal einige Tage ruhen. Energiespeicher wieder auffüllen. Und in ein paar Wochen geht es dann wieder ins Lauftraining. Mal sehen, wo mich dieser Weg noch hinführen mag 🙂

Liebste Grüße,
Eure Nadine

Kleine Russland-Tour

Hallo zurück aus einem tollen Kurzurlaub!

Wie vielleicht manche wissen, habe ich extra für meinen Marathon (nähere Infos im nächsten Beitrag) mir Unterstützung einfliegen lassen. Meine Eltern haben mal wieder den weiten Weg nach Sankt Petersburg angetreten. Und da sie die Stadt schon sowohl im Sommer als auch im Winter kennen gelernt haben und schon ziemlich Russland-erprobt sind, wurden sie diesmal auf eine Russland-Tour entführt.

Am Tag der Ankunft haben wir es uns aber erstmal noch zu Hause gemütlich gemacht. Ein WM-Spiel mit deutscher Beteiligung stand an und dank Internet konnten wir das auch entspannt mit deutscher Tonspur ansehen. Danach ging es ganz schnell ins Bett.

Denn gleich am nächsten Tag ging es mit dem russischen ICE, dem “Sapsan” (zu Deutsch: Wanderfalke) nach Moskau. Aufstehen mussten wir alle gegen halb 6, da der Zug schon um 7 Uhr fuhr. Zum Glück haben wir nur zehn Minuten zu Fuß zum Bahnhof zu bewältigen.
Zug fahren durch die russische Pampa…ja, da kann der Weg schon auch mal das Ziel sein. Die vielen kleinen Dörfer, der viele Wald und der viele Platz in diesem Land lassen sich einfach aus der Luft nicht so gut vorführen. In Moskau angekommen, wurde dann erstmal der frisch renovierte Bahnhof bewundert. Macht gleich einen ganz anderen Eindruck als der alte Bahnhof, von dem wir in Sankt Petersburg losgefahren sind. Das Abenteuer “Moskauer Metro” haben wir auch hinter uns gebracht. Leider (oder doch eher “zum Glück”) nicht bei Rush Hour, das wäre ein noch viel intensiveres Erlebnis. 😉 Schließlich sind wir gegen 14 Uhr in unserem Apartment angekommen, das für zwei Nächte unsere Heimat sein sollte. Wirklich schick und modern, aber für die Größe immer noch sehr teuer…naja, Moskauer Preise eben.

Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann weiter zu Fuß, vorbei am Lubjanka-Platz zum Roten Platz, mit den Sehenswürdigkeiten, die man sonst immer im Fernsehen sieht (und wegen der aktuellen Lage sogar sehr häufig). Und nach einem klassischen Touristen-Tag bei schönem Wetter ging es abends fein russisch Essen und danach zurück ins Apartment. Dort wurde vom Geburtstagskind eine Flasche russischen Champagners (klingt hochtrabender als es ist; Champagner ist auch nur Sekt) spendiert und geschlürft.
Am nächsten Tag sollten erstmal Füße geschont werden. Und so ging es (nach wirklich guuutem Frühstück) zu einer Bushaltestelle, an der die City-Sightseeing Busse halten. Mit den Bussen (bzw. den Booten, denn eine Bootstour war inklusive) wurde man zu jeder bekannten Stelle in Moskau gekarrt und hat dabei auch noch deutschen Kommentar, der einem die wichtigsten Hintergründe erzählt. Und was wie easy going klingt, hat auch immerhin den ganzen Tag gedauert. Nach dem späten Abendessen sind wir im Apartment dann alle nur noch erschöpft ins Bett gefallen. Aber wir haben wirklich viel von der Stadt gesehen.

Am nächsten Tag ging es auch schon weiter. Und zwar ein großes Stück weiter. Ab in den Ural, nach Yekaterinburg. Wie schon im Beitrag über Ye-Burg geschrieben, mich hat die Stadt wirklich beeindruckt und das wollte ich meiner Familie einfach nicht vorenthalten. Diesmal allerdings mit dem Flugzeug weiter. Wir wollen schließlich keine Zeit verlieren und mehr “nichts” als zwischen Sankt Petersburg und Moskau muss man dann doch nicht aus einem Zugfenster heraus gesehen haben. 😉

Auch in Yekaterinburg war uns das Wetter gut gesonnen… Haha, gesonnen… es war wirklich sonnig (puuuh, schlechter Wortwitz) und auch um einiges wärmer als in Moskau. Am nächsten Tag konnten wir  dann bei einem sehr ausgiebigen Spaziergang die Schönheit dieser grünen Stadt noch einmal richtig genießen. Wir haben ein paar Parks, ein paar Denkmäler (nur einen Bruchteil der 3000 Stück), die Fußgängerzone und das größte Einkaufszentrum der Stadt (ich hab mich wirklich verlaufen!! O.o) abgeklappert. Und auch wenn wir nur einen Tag Zeit hatten, haben wir sehr entspannt ziemlich viel von der Stadt gesehen und unsere Zeit genossen.

Wirklich schade, dass es am Abend noch zurück nach Sankt Petersburg ging. Aber dort steht ja mein perönliches, großes Highlight an. Und dafür muss ich wirklich einigermaßen ausgeruht sein.

Trotz der Kürze (aber da liegt bekanntlich ja die Würze), haben wir unseren Gästen einen spannenden Eindruck von einem kleinen Teil Russlands geben können. Besonderes Fazit: Nein, es wird nicht hinterwäldlerisch, nur weil man sich östlich des Urals befindet 😉

Danke euch dafür, dass ihr so toll mitgezogen habt bei dem strammen Zeitplan. Es war wirklich ein toller Kurzurlaub mit euch! :*

Farbenfrohe Eindrücke für alle, denen dieser doch eher kurze Abriss in Schwarz auf Weiß nicht genügt, wie üblich in ein Flickr-Album verpackt.

Grüße in die Heimat,
Eure Nadine!

Ab in den Ural…

Hallöchen heute aus dem Ural!

Ja, ihr lest richtig. Ural.. Das Gebirge, das die geographische Trennlinie zwischen Europa und Asien kennzeichnet. Ich bin hier in Yekaterinburg und somit 40 km östlich von Europa. Jetzt habe ich also sogar während meines Russland-Aufenthalts meinen Wunsch erfüllt, beruflich nach Asien zu kommen. (Na gut, so hab ich mir das nicht unbedingt vorgestellt, aber Fakt ist Fakt, oder?)

Yekaterinburg ist die viertgrößte Stadt in Russland (nach Moskau, Sankt Petersburg und Novosibirsk), die Geburtsstadt Boris Jelzins und der Ort, an dem 1918 die letzte Zarenfamilie ermordet wurde. Weitere Einzelheiten und interessante Fakten findet ihr wie üblich bei Wiki.

Ich muss wirklich sagen, diese Stadt hat es mir angetan. Auch wenn die Art und Weise, wie ich hierher gekommen bin, mal wieder abenteuerlich (oder einfach typisch unser Projekt?!) war. Am Dienstag bekomme ich also einen Anruf: “Du fliegst morgen um 11 Uhr nach Yekaterinburg. Ist auch nur übers Wochenende. Hast bestimmt nix vorgehabt, oder? Naja, angestoßen ist deine Dienstreise schon. Also viel Spaß. Ciao!” Ooook, vielen Dank für die tolle Info, ehm, aber… Will ich das wirklich?? Immerhin ist Yekaterinburg von Sankt Petersburg genauso weit weg wie Deutschland, nur eben in die andere Richtung. (Aber in Russland bekommt man eh ein ganz anderes Gefühl für Entfernungen, als man es in Europa gewohnt ist. Oh ja, Europa ist winzig! Guckt euch Russland an! Und da ist es bis zum Ural nur der kleinste Teil!) Aber ich bin ja von Natur aus neugierig und so hat mich der Gedanke an eine neue Stadt und auch an eine neue Aufgabe sehr gereizt.

Mishka freut sich...

Mishka freut sich…

Als kurze Erklärung, was wir dort zu tun haben: Wir haben 54 Züge aus Deutschland nach Russland geliefert. In Zukunft werden unsere Züge von Russland selbst produziert. Und zwar, genau, in Yekaterinburg. Dort ist in den letzten beiden Jahren (neben der jahrzehnte alten Lokomotiven-Fabrik) eine neue Elektrozug-Fertigung entstanden. Und genau hier ist im Mai der erste russiche Zug vom Band gerollt. Aber für die Leute dort sind das ganz neue Welten und deshalb wird Starthilfe durch die Deutschen vor Ort angeboten, die den Zug ja schon mind. 2 Jahre kennen.

Am Mittwoch also ging es los. Mit Ural Airlines… OK, Abenteuer beginnt also schon im Flieger?! Wer am Arsch der Welt wohnt, kann doch keine gescheite Airline haben, oder? Das ist bestimmt so eine Propellermaschine aus dem zweiten Weltkrieg und … oh Gott, oh Gott…

Tza, weit gefehlt! Ural Airlines ist ab jetzt bei den Lieblings-Airlines ganz oben auf der Liste dabei. Warum? Die Maschine war nagelneu, die Sitze bequem und das Essen gut und reichlich. Mehr braucht man ja auch nicht, um eine angenehme Reise zu haben.

Schon im Landeanflug hat man gesehen, dass wahrscheinlich alle Zweifel, in was für eine hinterwäldliche Region man da geschickt wird, komplett umsonst waren. Keine (oder kaum) Plattenbauten, wie es in Petersburg Standart ist, viel grün in und um der Stadt und vereinzelt auch kleine Häuschen. Der Eindruck aus der Luft macht also Lust auf mehr.

Und tatsächlich. Schon während der Taxifahrt bekommt man einen guten Eindruck des Stadtbilds. Was man aus der Luft gesehen hat, bestätigt sich auch am Boden: Die Stadt wirkt modern, grün und lebenswert. Natürlich merkt man, dass man in Russland ist. Aber meiner Meinung nach hat es Yekaterinburg sehr gut geschafft, russische Tradition und Moderne zusammen zu bringen, vor allem was die Architektur betrifft.

Auch wenn ich leider neben Arbeit nur wenig Zeit hatte, die Stadt zu besichtigen, habe ich diese Zeit doch ziemlich gut genutzt und bin viel durch die Stadt gelaufen. Ein Highlight war sicherlich der Stadtsee bei Abenddämmerung oder ein Park mit Teich bei sommerlichen 30 Grad und Sonne.

Persönlich würde ich Yekaterinburg als Reiseziel bei einer Russland-Reise definitv empfehlen. Man bekommt einen komplett anderen Eindruck als man es zum Beispiel in Moskau oder Sankt Petersburg bekommt. Eindrücke in Fotoform gibt es wie üblich HIER. Ich hoffe, damit kann ich ein bisschen die Stimmung der Stadt rüberbringen. Viel Spaß beim Anschauen.

Liebe Grüße aus dem Ural!
Eure Nadine

 

Ein Tag am Meer

Hallo mal wieder von mir.

Zur Zeit schreibe ich hier ziemlich unregelmäßig. Aber das liegt wohl daran, dass hier alles sehr geregelte Gänge eingeschlagen hat. Es ist tatsächlich Alltag in Russland eingekehrt! Allerhöchste Zeit also, den Standort wieder zu wechseln! Und ja, Ende Juli ist es soweit. Es geht zurück nach Deutschland. Allerdings kann ich euch nicht verraten, wo es genau hingeht. Ich weiß es selbst noch nicht und werde es wohl auch erst wissen, wenn ich wirklich in der Tür meines Chefs stehe.

Aber bis es soweit ist, ist hier noch genug Zeit, die verbliebenen Wochen zu genießen. Unsere Arbeit läuft auch sehr geregelt. Ja, man merkt: Unser großer Meilenstein, die Olympischen Spiele, sind vorbei und waren dazu für uns sehr erfolgreich. Demnach haben wir auch sehr geregelte Arbeitszeiten und haben viel Freizeit. Und auch nach zwei Jahren hat man noch soooo viele Ecken nicht gesehen (“Ach, wir sind ja noch länger da, das machen wir schon noch!”). Also gab es gestern seit Langem mal wieder ein neues Ziel zu entdecken.

Der Ladoga-See, der größte Süßwassersee Europas! Ganze 50 km von unserer Haustür entfernt, aber ohne Auto schwer zu erreichen. Und da wir inzwischen auch weniger Leute sind, sind unsere Autos auch am Wochenende mal frei. ALSO: Auto “geklaut” und ab an den Ladoga-See.

Schon auf dem Weg dorthin merkt man, dass dieses riesige Naherholungsgebiet bei so tollem Wetter (30 Grad und Sonne satt) auch von allen anderen Städtern gerne genutzt wird. Auf der Autobahn wird also mit stetigen 60 km/h dahin gerollt. Aber OK wir haben ja Zeit. Dort angekommen, fragt man sich dann aber schon… Wo sind die ganzen Leute hin? Und mit einem Mal wird einem bewusst, wie riesig dieser See ist. Kurz gesagt ist er unwesentlich kleiner als unser Bundesland Hessen! In Zahlen bedeutet das: 220 km lang, an der breitesten Stelle 120 km Breite, an der schmalsten immerhin noch 80 km. Die Fläche im gesamten sind um die 17.000 m²! Allein die Landfläche der Inseln, die in diesem See liegen ist so groß, wie der gesamte Bodensee! Und wegen dieser Ausmaße, kann man sich schon gar nicht mehr vorstellen, dass man da vor einem See steht. Es fühlt sich an wie Meer. Am Horizont sieht man zumindest nur noch Wasser.

Einen kurzen Abreißer in die Geschichte dieses Sees gibt es dann auch noch. Im zweiten Weltkrieg wurde Sankt Petersburg für 2,5 Jahre von den Deutschen besetzt und komplett abgeriegelt. Für die Bevölkerung gab es zu dieser Zeit keine Möglichkeit an Nahrung aus dem Umland zu kommen. Etliche Menschen sind in dieser Zeit verhungert. Genauer nachzulesen ist das HIER. Der einzige Weg, Nahrungsmittel in die Stadt zu bringen, war jeweils im Winter über den zugefrorenen Ladoga-See. Die sogenannte “Straße des Lebens”. Auch hier will ich euch nicht länger mit Einzelheiten belästigen, lest lieber selbst HIER nach. Ich würde es euch allerdings wärmstens empfehlen. Es zeigt mal ein Kapitel des II. Weltkriegs, den man so eher nicht im Geschichts-Unterricht lernt. Dort gewesen zu sein, löst ähnliche Beklemmungen aus, wie in einem KZ zu stehen. STOP…

Zurück zu dem schönen Teil des Ausflugs: Wir hatten tolles Wetter, waren am “Meer”, haben ein bisschen Kultur gemacht und haben vor allem ganz ganz viel GRÜN gesehen, das in Sankt Petersburg selbst eindeutig zu kurz kommt. Wenn es die Zeit hergibt, kommen wir vielleicht nochmal hierher und dann wird gebadet! Der See soll allerdings wirklich sehr sehr kalt sein. Schließlich ist er von Oktober bis April zugefroren 🙂

Ansonsten, wie immer, viel Spaß an den Bildern.

Wärmste Grüße (im Wahrsten Sinne des Wortes, schließlich ist SOMMER!!)

Eure Nadine

Wie der innere Schweinehund mein Trainer wurde

Nun gut, ich gebe es ja zu, der Titel klingt etwas überzogen. Aber irgendwie muss ich ja das Interesse an diesem Thema wecken, das wahrscheinlich total unspannend zu lesen ist. Mich persönlich macht es aber mega stolz und deshalb würde ich gerne diese Erfahrung mit euch teilen!

Ich habe meinen ersten Halbmarathon gefinished und das auch noch innerhalb meiner mir selbst gesetzten Zeilzeit von 2 Stunden.

Die Motivationsgurke!

Die Motivationsgurke!

Ja ICH! Diejenige, die Leichtathletik in der Schule gehasst hat (vor allem natürlich Sprint und Dauerlauf)! Diejenige, die Joggen für Zeitverschwendung gehalten hat!

Wie kam’s also zu dem Sinneswandel? Gute Frage… Ich versuche mal zusammen zu bekommen, wie ich zum Laufen (nicht Joggen!) kam. Angefangen, hat es wohl schon in Wien, also im Frühling 2012. Dort lag unser Hotel direkt gegenüber der Donauinsel, einer künstlich aufgeschütteten Insel in der Donau mit 21km Länge. Ja, genau die Länge der Halbmarathondistanz. Bei schönem Wetter konnte man darauf also eine super Tour machen mit Fahrrad, zu Fuß oder wie in meinem Fall: mit Inlinern.
Das war dann auch schon die einzige sportliche Aktivität, die ich zu der Zeit gemacht habe. Und weil mir das reichhaltige Hotelfrühstück und das gute österreiche Essen so sehr geschmeckt haben, blieb es wohl nicht aus, dass man das an den Hüften merkt.
Um ein bisschen gegenzusteuern, habe ich mich dann endlich regelmäßig vor dem Frühstück aufgerafft und mich ins hoteleigene Fitnessstudio geschleppt. Die Möglichkeiten waren ziemlich begrenzt und so kam ich dazu, meine Sporteinheit auf dem Laufband zu absolvieren.
Das Gerät an sich kannte ich schon aus der Fitnessstudiozeit vor laanger, laanger Zeit in Deutschland. Aber da kam ich nicht über das Gehen hinaus, weil mir das doch ein bisschen unheimlich war, auf einem sich bewegenden Band zu rennen… Neee, lieber nicht! Viel zu gefährlich!
Wenn das mit dem Sport aber was werden soll, hilft  Gehen aber leider nicht viel. Also über den eigenen Schatten springen und losjoggeln. Erst ganz langsam, zum Eingewöhnen, bis man Gefühl bekommen hat. Und siehe da: Funktioniert doch auch schneller! Bis hin zu unglaublichen 5 km in 40 Minuten! 😉
Doch das Ende in Wien kam und die erste Zeit in Russland. Wieder mal ohne Sport. Allerdings hat mir meine Figur langsam so gar nicht mehr gefallen. Da muss man doch was tun! Wieder im Fitnessstudio anmelden ist also schonmal der erste Schritt. Hier hab ich dann mein übliches Programm begonnen mit Cardioeinheit (Stepper, Fahrrad, Crosstrainer) und ein bisschen Krafttraining. Aber auch hierbei blieben die Erfolge weg.

Irgendwann habe ich mich doch wieder aufs Laufband gestellt. Aber diesmal richtig, dacht ich mir! Ganz motiviert habe ich mir also einen Laufplan gesucht und den in die Tat umgesetzt. Das war der Startschuss in die “Laufkarriere”, Anfang April 2013. Schnell waren die ersten Erfolge spürbar und sogar sichtbar. Und schließlich konnte ich dann  schon 10 km am Stück laufen!

Eine neue Liebe war geboren! Und das bedeutet: ich brauche neue Ausrüstung! Neue Schuhe, neue Klamotten und die erste Pulsuhr wurden angeschafft. Wow, sieht doch gleich viel professioneller aus.

Wie aber erhält man nun die Motivation aufrecht, ohne in Langweile oder Eintönigkeit zu verfallen? Indem man plant, bei Laufevents mitzumachen. Und ich kann euch sagen, davon gibt es MASSEN! In jeder Stadt werden Läufe angeboten mit unterschiedlichen Streckenlängen. Nun galt es also die Wahl zu treffen, für welche Strecke ich mich begeistern kann.
Am Ende war die Wahl nicht so schwer. 10 km kann ich schon, also ist der nächste Schritt der Halbmarathon. Und Oh toll! Das trägt den Namen “Marathon” in sich. Das klingt ja mal total sportlich und cool. Auja, das mach ich!

Gesagt, getan. Schnell war der nächste Plan auserkoren, nach dem ich ganz brav und fleißig trainiert habe. Und ich muss wirklich sagen, meine Hüften dankten es mir (und tun das immer noch 😉 ). Ich habe einige Kilos verloren und dieses Mal auch endlich an den typischen Problemzonen: Bauch, Beine, Po!

Aber nur auf dem Laufband laufen ist halt auch blöd. Die erste Anmeldung für ein Event musste her! Aber wie planen von Russland aus? Flug, Urlaub, Regenerationszeit nach dem Lauf… Alles nicht so einfach. Na gut, gucken wir doch mal in Sankt Petersburg, da muss es doch sowas auch geben. Und tatsächlich: Der Ergo-WhiteNights-Marathon.
Super! Da lauf ich meinen ersten Halbmarathon also in Sankt Petersburg. Das klingt doch gut! Ätsch, aber auch nur solange, bis man sieht, dass kein Halbmarathon angeboten wird. Die 10 km-Strecke ist aber an keiner schönen Strecke…Der Marathon dagegen schon. Vorbei an allen Sehenswürdigkeiten des Stadtzentrums und sogar ganz nah an unserer Wohnung vorbei! Aber so ein GANZER MARATHON? Das machen doch nur die Verrückten?! Aber vielleicht gehöre ich da ja dazu?! Na gut! Wir fassen das mal ins Auge.

Einen Marathon als erstes Laufevent zu starten, käme aber wohl bei egal welcher Vorbereitung einem Selbstmord gleich. Deshalb musste also noch ein 10km-“Mini”-Lauf und ein Halber als Vorbereitung absolviert werden. Die 10 km waren im beschaulichen Neuhaus a.d. Aisch. Also direkt ums Eck, mit einem ziemlich kleinen Starterfeld. Perfekt zum Kennenlernen des Ablaufs also.

Und dann brauchte ich noch einen Halben. Nach langem Suchen, habe ich mich für den Spreewaldmarathon in Burg entschieden. Hier soll’s immerhin eine Gurke als Medaille geben. Na, das klingt doch mal nach einem netten Detail.

Beim Buchen des Halbmarathons blieben mir dann noch drei Monaten Zeit zum Trainieren. Alles lief gut und die Motivation war auch konstant da. Schließlich hatte ich ein Ziel und das wollte ich nicht aus den Augen verlieren.

Und ich muss sagen, es hat sich wirklich gelohnt!! Jeder Meter, auch wenn er noch so schwer war, hat sich gelohnt!
Meine Zielzeit war mit 1:53:36 (netto; also nach Überschreiten der Startlinie bis Überschreiten der Ziellinie) genau in meiner Vorgabe gewesen.
Aber noch viel viel besser: Ich wurde 5. (von 26) in meiner Altersklasse! Was mehr könnte ich vom ersten Lauf erwarten? Richtig, nichts!!
Die Strecke war toll, das Wetter war gut (gegen Mitte des Laufs sogar zu gut, weil warm), die Streckenverpflegung (mit Wasser, Cola, Powerade, Schokoriegeln, Obst, Gurken) war reichlich und die Gurkenmedaille macht echt was her! 🙂

Hier die strahlende Finisherin mit ihrer Urkunde und besagter Medaille:

Endlich im Ziel!

Endlich im Ziel!

Nun bleiben mir noch genau 2 Monate, um mich auf den Marathon vorzubereiten. Ach das ist ja nur nochmal ne Steigerung von 100% (von 21,1 auf 42,195 km)! Aber ich kann sagen, ich bin weiterhin motiviert. Der Halbmarathon hat richtig Lust auf mehr Events gemacht! Und momentan sage ich auch noch, mir ist die Zeit egal. Hauptsache ich komme nach 42,195 km noch aufrecht ins Ziel. (Aber ich kenn mich, ich werde mit irgendeiner Zeilzeit im Kopf an den Start gehen. Bleibt dann nur zu hoffen, dass ich mich nicht von Anfang an übernehme und dann aufgeben muss…)

Belohnungs-Essen am Abend

Belohnungs-Essen am Abend

Außerdem gibt es so viele positive Aspekte vom Laufen, wie die allgemeine Fitness, die eindeutig definiertere Figur und dem Plus, sich nicht immer ganz so viel Gedanken ums Essen machen zu müssen. Wenn es mal mehr war, dann ist das einfach das Benzin für den nächsten langen Lauf. Und der kommt ganz bestimmt!

Jetzt wird aber erstmal eine Woche in Deutschland regeneriert! 🙂
Bis die Tage,

Eure Nadine

Mögen die Spiele beginnen!!

Endlich ist es soweit! Die Olympischen Winterspiele 2014 in Sochi haben begonnen! Und ich darf “live” dabei sein.

Eröffnung der Spiele

Feuerwerk in Russland-Farben

Zumindest fast. Karten für die Eröffnungsfeier hatten wir nicht, die waren einfach etwas zu teuer (500 Euro Minimum für ein Ticket). Aber wir waren trotzdem vor Ort. Sind in einer kleinen Gruppe zu der Haltestelle “Olympischer Park” gefahren, haben dort im Fernseher die Eröffnungsfeier beobachtet und uns dann dem Wahnsinns-Feuerwerk zum Schluss hingegeben. Und das haben wir WIRKLICH LIVE gesehen. Wir hatten einen echt super Blick auf das Fisht (das Stadium, in dem die Feier abgehalten wurde) und wir kamen zu einigen tollen Bildern.

Das ist es also. Das Ereignis, auf das ich nun seit über 2,5 Jahren hinarbeite, seit dem 4.Juli 2011 um genau zu sein. Jetzt geht es um die Wurst für uns. Unsere Arbeitsstätten sind jetzt überwiegend die Bahnhöfe. Dort wird gewartet, ob es Probleme gibt mit Zügen, die im Betrieb sind. Wenn es welche gibt, werden sie möglichst vor Ort behoben. Wenn das nicht möglich ist, fahren die Züge in der Nacht in unsere Abstellung, wo sich die Nachtschicht darum kümmern muss.

Einige Steine wurden uns auch in den Weg gelegt. Was man bei euch in der Presse hört, wenn es um die erhöhten Sicherheitskontrollen geht, dann ist das ein Punkt der uns richtig hart trifft. Wir müssen über die Bahnhöfe, auf die Züge, zwei Dinge, die neben den Olympischen Spielstätten am strengsten bewacht sind. Anfangs gab es Probleme für uns, unser Werkzeug durch die Kontrollen zu bringen. Langsam kennen uns die Kontrolleure und man muss weniger diskutieren, bis man endlich seiner Arbeit nachgehen kan. Innerhalb der Sicherheitszonen sind Getränke und Essen verboten, was den Leuten, die in den Bahnhöfen arbeiten, einige Probleme bereitet, da sie sich so alles kaufen müssen und nichts mitbringen können. Dazu kommt das Problem, das bis vor einer Woche kaum Restaurants oder Läden an den Bahnhöfen geöffnet hatte. Man musste also außerhalb des Bahnhofs was zu Essen auftreiben und trotzdem schnell am Zug sein, wenn es Probleme gab.

Was noch sehr spannend war für uns: Wie schnell hier alles auf einmal fertig gestellt wurde. Als wir im Dezember ankamen gab es keinerlei Restaurants, Geschäfte etc. in den Bahnhöfen. Das hat alles innerhalb der letzten Woche aufgemacht. Gehwege, Straßenübergange, Zebrastreifen, Buslinien, ….. alles erst in den letzten Tagen fertig geworden. Aber jetzt scheint hier wirklich alles bereit zu sein für die nächsten  zwei Wochen Olympische Spiele plus die anschließenden Paralympics

Die Stadt ist inzwischen bevölkert mit internationalem Publikum. Auf den Pisten in “Karusel” haben wir einige unterschiedliche Nationen getroffen und uns ein bisschen ausgetauscht über unsere Bestimmungen hier. Richtig, auf den Pisten. Denn wir kommen hier wirklich zum Ski fahren bzw. Snowboarden. Das ist die wohl angenehmste Freizeitgestaltung hier. Einmal in unseren eigenen Zug setzen, eine Stunde in die Berge fahren und schon steht man so gut wie auf der Piste. Gut, es sind nicht viele Pisten geöffnet, genau genommen nur 2 Stück (der Rest ist während der Spiele für die Öffentlichkeit gesperrt), aber es sind auch wesentlich weniger Leute unterwegs als beispielsweise in den Alpen. Für mich hat sich Sochi also auf jeden Fall schon gelohnt. Wann werde ich wohl wieder so nah an einem Skigebiet arbeiten? Das muss ausgenutzt werden.

Zu guter Letzt etwas, was mir am Herzen liegt: Ich hoffe, ihr habt Spaß an den Spielen, egal wie negativ die Berichterstattung in Deutschland ausfällt. So schlecht, wie alle sagen, ist es hier garantiert nicht. Die Stimmung ist gut und sicher fühlt man sich auch. Wie sollte es anders sein, wenn man um sich rum eine 30000 Polizisten, Drohnen, Kriegsschiffe und Helikopter sieht, die nur darauf bedacht sind, dass nichts passiert?! Außerdem sollte es jetzt wirklich nur um den Sport gehen, den Athleten zu liebe, die sich sicher auch riesig auf ihren großen Auftritt hier freuen.

Ganz liebe Grüße aus der “Stadt der Zukunft”,
Eure Nadine